Für das Befestigen vollkeramischer Restaurationen sind verschiedene Materialien verfügbar, z. B. traditionelle Zemente (Glasionomer-, Zinkoxidphosphatzemente oder Polycarboxylatzement) oder Befestigungskomposite. Wann eine adhäsive Befestigung bei Zirkonoxid-Restaurationen notwendig ist, wurde in einem früheren Beitrag diskutiert. Eine Frage, die immer wieder von Zahnärzten und Zahntechnikern gestellt wird: Wozu benötigt man beim adhäsiven Einsetzen einer Zirkonoxid-Restauration einen Keramik Primer?

Zirkonoxid-Materialien haben sich in den vergangenen Jahren rasant entwickelt. Die Indikationsvielfalt hat zugenommen. So lassen z. B. deutlich verbesserte ästhetische Eigenschaften transluzenter Materialblöcke, zusätzlich zur Gerüstherstellung monolithische Restaurationen im Seitenzahnbereich zu einer Therapieoption werden.

Art der Befestigung

Zum definitiven Einsetzen einer Zirkonoxid-Restauration können traditionelle Materialien (zementieren) oder Befestigungskomposite (adhäsives Einsetzen) verwendet werden. Vorteil der adhäsiven Befestigung ist eine reduzierte marginale Mikroleakage. Ein undichter Zementspalt könnte Sekundärkaries bzw. endodontische oder parodontale Komplikationen auslösen. Die Überlebensraten der Zähne sowie der Restaurationen werden damit beeinträchtigt.

Vollkeramische Versorgung auf Zirkonoxidgerüst im II. Quadranten 

 

Einteilung der Befestigungskomposite

Allgemein können Befestigungskomposite nach ihrer Zusammensetzung unterteilt werden in:

  1. konventionelle Befestigungskomposite auf Monomerbasis (Bis-GMA, TEGDMA, UDMA) und
  2. Befestigungskomposite, die Säuregruppen enthalten. Diese werden wiederum gegliedert:
  • 10-Methacryloyloxydecyldihydrogenphosphat (MDP) enthaltende und
  • selbstadhäsive Befestigungskomposite mit multifunktionellen Phosphormethacrylaten, z.B. Phosphorsäureester, Carbonsäure oder Aminosäurederivate.

Selbstätzende Befestigungskomposite sind einfach und zeitsparend zu handhaben. Hingegen erfordern konventionelle Befestigungskomposite häufig eine Mehrschritt-Zahnvorbehandlung mit Adhäsivsystemen.

Hintergründe: Die sauren Methacrylate und die MDPs können eine Adhäsion (chemische Haftung) durch direkte Wechselwirkung mit der Zirkonoxid-Oberfläche eingehen. Die Phosphatestergruppe der beiden bifunktionellen Monomere kann sich chemisch an die Zirkonoxid-Oberfläche binden, während die Methacrylatgruppe für die Polymerisation (Aushärtung) verantwortlich ist.

Funktion eines Keramik Primers

In ihren Gebrauchsanweisungen empfehlen Hersteller von Befestigungskompositen die Anwendung eines Keramik Primers. Hierbei handelt sich um eine Empfehlung, die kein Muss darstellt. Grundsätzlich führt die Haftung auf Zirkonoxid, das mit MDP-Keramik Primer vorbehandelt wurde, zu einer guten chemischen Bindung. Das chemisch aushärtende Panavia 21 und das dualhärtende Panavia F 2.0 (beide Kuraray Noritake) – beide enthalten MDP-Monomere – sind wissenschaftlich gut untersucht. Sie zeigen einen sehr guten und dauerhafteren Verbund zu Zirkonoxid. Die zusätzliche Verwendung eines Keramik Primers stabilisiert bei MDP-basierten Befestigungskompositen deutlich den Verbund zum Zirkonoxid.

Hintergründe: Ceramic Primer von Kuraray enthält wie die Befestigungskomposite der Panavia-Gruppe das MDP Monomer. Das MDP aktiviert das Silan im Ceramic Primer wodurch folgend eine langzeitsstabilere Haftung zu Zirkonoxid erreicht werden kann. Hierbei sollte die Zirkonoxid-Restauration mit dem Ceramic Primer eingepinselt, dünn verpustet und anschliessend adhäsiv befestigt werden.

SAVE: Zirkonoxid-Restaurationen, welche adhäsiv befestigt werden, dürfen nicht mit Phosphorsäure gereinigt werden, da die für den chemischen Verbund notwendigen O2-Stellen vorzeitig mit Phosphorgruppen belegt werden und später kein Verbund zwischen Zirkonoxid und Befestigungsmaterial mehr entstehen kann. Zirkonoxid-Restaurationen sollen im Ultraschall mit Alkohol oder destilliertem Wasser gereinigt werden.

Innenfläche der keramisch verblendeten Krone wird mit Keramik Primer (RelyX Ceramic Primer, 3M) eingepinselt und mit selbstadhäsivem Befestigungszement (RelyX Unicem 2 Applicap, 3M) befüllt.

 

Untersuchung

Die vorgestellte Untersuchung zielte darauf ab, den Einfluss von Keramik Primern in Kombination mit selbstätzenden Befestigungskompositen auf die Scherfestigkeit von Zirkonoxid zu testen. Verschiedene Alterungsmethoden bildeten die Grundlage der Untersuchung. Die ermittelten Werte wurden mit dem wissenschaftlich gut untersuchten Befestigungskomposit Panavia 21 in Verbindung mit Clearfil Porzellan Bond Activator/Clearfil SE Bond Primer (Kuraray Noritake) verglichen.

Ziele

Die Untersuchung prüfte die Notwendigkeit der Verwendung von Keramik Primern in Kombination mit selbstadhäsiven Befestigungskompositen (RelyX Unicem und G-Cem) auf den Verbund zu Zirkonoxid im Vergleich zu Panavia 21.

SAVE: RelyX Unicem beinhalten von 3M hauseigene phosphathaltige Monomere, während G-Cem 4-META Monomer enthält. Beide können sehr gut zu Zirkonoxid binden.

Methode

Insgesamt wurden 600 Zirkonoxid-Plättchen in drei unterschiedliche Gruppen aufgeteilt:

  1. RelyX Unicem (n = 240) (3M)
  2. G-Cem (n = 240) (GC) und
  3. Panavia 21 mit Clearfil Porzellan Bond Activator / Clearfil SE Bond Primer (n = 120) (Kuraray Noritake) als Kontrollgruppe.

Die selbstadhäsiven Befestigungskomposite (1. und 2.) sind ohne und mit Verwenden eines Keramik Primers (stets von gleichen Hersteller, d.h. RelyX Ceramic Primer oder GC Ceramic Primer) untersucht worden. Der Verbund wurde nach Wasserlagerung (37° für 1, 4, 9, 16 oder 25 Tage) und nach einem thermischen Zyklus im wechselnden Wasserbad zwischen 5 °C und 55 °C (für 1500, 6000, 13500, 24000 und 37500 Zyklen) analysiert. Alle ermittelten Daten sind statistisch ausgewertet und zusammengefasst worden.

Ergebnisse

Die zusätzliche Vorbehandlung mit einem Keramik Primer hatte keinen negativen Einfluss auf den Verbund. Die selbstadhäsiven Befestigungskomposite in Kombination mit Keramik Primer zeigten bei jedem Alterungsgrad ähnliche oder höhere Verbundfestigkeiten im Vergleich zur Kontrollgruppe (Panavia 21).

Schlussfolgerungen

Keramik Primer in Kombination mit selbstadhäsiven Befestigungskompositen zeigten generell einen positiven Einfluss auf die Verbundfestigkeiten zu Zirkonoxid. Daher sollte zur Befestigung von Zirkonoxid-Restaurationen ein Keramik Primer verwendet werden.

SAVE: Für die eigene Sicherheit sollten die Produkte der verschiedenen Hersteller nicht kombiniert werden. Oft kann eine Isolation statt einem besseren Verbund die Folge sein.

Beispiele für Keramik Primer: Clearfil SE Bond Primer (Kuraray Noritake), Multilink Primer (Ivoclar Vivadent), RelyX Ceramic Primer (3M), Porcelain Primer (Bisco Dental)

Praxis-Implikationen

Langzeit-Adhäsion bei Keramik spielt eine wichtige Rolle für die Langlebigkeit einer prothetischen Restauration. Daher wird eine zusätzliche Verwendung passender Keramik Primer empfohlen.

 

Autoren: Anja Liebermann, Annett Kieschnick, Bogna Stawarczyk

Publikation: Keul C, Liebermann A, Roos M, Uhrenbacher J, Stawarczyk B. The effect of ceramic primer on shear bond strength of resin composite cements to zirconia. J Am Dent Assoc 2013;144(11):1261-1271.