Die Reinigungsverfahren von Implantat-Aufbauten sind ein brisantes Thema. Sterilisieren? Desinfizieren? oder??? …. Zahnärzte und Zahntechniker suchen nach fundierten Antworten.

In einer Experten-Diskussion des EADT e.V. wurden in einer Arbeitsgruppe acht Fragen diskutiert. Auf Basis der aktuellen Studienlage und wissenschaftlicher Untersuchungsergebnisse sind mögliche Verfahrensabläufe für die Nachbearbeitung sowie Reinigung von individuellen implantatprothetischen Bauteilen näher beleuchtet worden. Ziel war es, Zahntechnikern einen praktikablen und reproduzierbaren Workflow für das Erreichen eines – nach allgemeinen Richtlinien anerkannten – gereinigten Abutments an die Hand zu geben. Aus der Diskussion heraus entstand eine komplexe Zusammenfassung [EADT e.V. Papier „Zahntechnische Aufbereitungs- und Reinigungsverfahren von Implantat-Aufbauten“]. Dem Zahntechniker wird damit der Umgang mit dieser Problematik bewusst gemacht.

Auszug aus dem EADT-Papier „Zahntechnische Aufbereitungs- und Reinigungsverfahren von Implantat-Aufbauten“:

Welche Reinigungsverfahren sind bekannt?

Chemische Reinigung

Eine chemische Reinigung erfolgt durch Einsetzen von diversen Alkoholen oder Desinfektionsmitteln. Die Reinigung nach dem Protokoll mit Aceton-Isopropanol-Ethanol-destillierten Wasser im Ultraschallbad kann die Oberflächeneigenschaften von Werkstoffen chemisch verändern [1, 4].

Sterilisation Autoklav

In Autoklaven entsteht aufgrund der angewandten Dampfwärme eine Temperaturerhöhung [4]. Die Autoklaven-Kammer muss so lange geschlossen bleiben, bis die Wärme auf Raumtemperatur sinkt und jegliche Feuchtigkeit getrocknet ist. Daher ist ein Autoklav nicht für wärmeempfindliche Biomaterialien zu empfehlen [3, 4, 5].

Gamma-Bestrahlung

Gamma-Bestrahlung wird verwendet, um Biomaterialien und medizinische Geräte zu sterilisieren. Die ionisierte hohe Energie ist stark genug, um die DNA-Schäden ohne giftige Rückstände zu fördern. Aufgrund der guten Eindringtiefe ist die Gamma-Bestrahlung für dicht gepackte Produkte und abgepackte Materialien nützlich.

Ultraviolett-Licht

UV-Licht wird auch als Oberflächensterilisationsmethode eingesetzt. Um Bakterien zu eliminieren, ist der kürzeste Wellenlängenbereich mit der höchsten Energieintensität (280-100 nm) geeignet, da ionisiert hohe Energie stark genug ist, DNA-Schäden zu fördern, ohne giftige Rückstände freizusetzen [4].

Ethylenoxid

Ethylenoxid ist ein Sterilisationsverfahren, das für cellulosebasierte Biomaterialien und Kunststoffprodukte verwendet wird. Jedoch hinterlässt es toxische Rückstände auf der Oberfläche, welche einen negativen Einfluss auf das Zellwachstum auf der Werkstoffoberfläche haben könnten [4, 2].

Plasma

Plasmavorbehandlung ist eine neuartige Reinigungsmethode, zu der bislang vielversprechende Pilot-Untersuchungen existieren, aber keine ausreichend validierten Aussagen bestehen. Im Allgemeinen wird die Plasma-Reinigung als Prozess definiert, bei welchem teilweise oder vollständig ionisiertes Gas mit einer ungefähr gleichen Anzahl von positiv und negativ geladenen Teilchen verwendet wird.

Wie basierend auf den heutigen Erkenntnissen eine adäquate Hygienekette aussehen könnte, wird u.a. in der Zusammenfassung der Experten-Diskussion dargestellt.

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  • [1] Gehrke P, Tabellion A, Fischer C. Microscopical and chemical surface characterization of CAD/CAM zircona abutments after different cleaning procedures. A qualitative analysis. J Adv Prosthodont 2015; 7: 151-159
  • [2] Holyoak GR, Wang S, Liu Y. Toxic effects of ethylene oxide residues on in vitro production of bovine embryos. Theriogenology 1995; 43: 237
  • [3] Lausmaa J, Kasemo B, Hansson S. Accelerated oxide growth on titanium implants during autoclaving caused by fluorine contamination. Biomater 1985; 6: 23–27
  • [4] Park JH, Olivares-Navarrete R, Baier RE, Meyer AE, Tannenbaum R, Boyan BD, Schartz Z. Effect of cleaning and sterilization on titanium implant surface properties and cellular response. Acta Biomater 2012; 8: 1966-1975 [5] Premnath V, Harris WH, Jasty M, Merrill EW. Gamma sterilization of UHMWPE articular implants: an analysis of the oxidation problem. Biomater 1996; 17: 1741–175