EADT e.V. Experten-Diskussion 2016 in Zusammenarbeit mit der FZT
Am 10. Oktober 2016 fand in Frankfurt am Main eine Experten-Diskussion des EADT e.V. statt. In Zusammenarbeit mit dem FZT e.V. widmeten sich die Teilnehmer einer aktuellen Fragestellung aus dem zahntechnischen Laboralltag. Auf Basis wissenschaftlicher Untersuchungen wurde über einen möglichen Verfahrensablauf für die Nachbearbeitung sowie Reinigung von individuellen implantatprothetischen Bauteilen diskutiert.
Mit der bei der Experten-Diskussion erarbeiteten Empfehlung soll dem Zahntechniker ein praktikabler und reproduzierbarer Workflow für das Erreichen eines nach allgemeinen Richtlinien anerkannten reinen Abutments an die Hand gegeben werden.
Müssen Implantat-Abutments sterilisiert werden?
Aus einer Stellungnahme des DAHZ [DAHZ, Jatzwauk, L., Al-Nawas B.]: „Im Jahr 2013 wurde von einer italienischen Arbeitsgruppe um Luigi Canullo eine klinische Studie zur Aufbereitung von Abutments publiziert [1]. Er verglich die klinischen Ergebnisse nach zwei unterschiedlichen Aufbereitungsverfahren von Abutments, bevor diese beim Patienten eingesetzt wurden. In einer Gruppe erfolgte eine Behandlung der Abutments mit heißem Wasserdampf, in der anderen Gruppe mittels eines Argon- Plasmareaktors. Nach zwei Jahren fand sich in der Gruppe der Behandlung mit heißem Wasserdampf ein signifikant höherer periimplantärer Knochenabbau im Vergleich zu der Gruppe nach Plasmabehandlung der Abutments. Der Herausgeber der Zeitschrift, Marco Esposito, thematisierte diese Frage in seinem Editorial und schlussfolgerte, Abutments generell vor dem Einsetzen zu reinigen und zu sterilisieren [2]. Diese Forderung wurde auf der Fortbildung des Deutschen Ärzte-Verlags am 15. Februar 2015 in Frankfurt am Main aufgegriffen und gefordert: „Abutments und auch alle „Einbauteile“ müssen gereinigt und keimfrei sein. Denn es handelt sich um Medizinprodukte, die als semikritisch und kritisch eingestuft werden können. Vor der Aufbereitung muss der Behandler eine Risikobewertung [4] vornehmen, ob er diese Teile als semikritisch („Kontakt mit Schleimhaut“) oder kritisch (…) einstuft.“ Noch im gleichen Jahr wurde der Forderung nach Sterilisation von Abutments widersprochen [3]. Das wurde damit begründet, dass es sich bei der nur 5 Sekunden dauernden Behandlung mit Wasserdampf weder um ein anerkanntes Reinigungs- oder Desinfektionsverfahren, noch beim Argonplasmaverfahren um ein wirksames Sterilisationsverfahren von Medizinprodukten handelt. Weitere wissenschaftliche Untersuchungen über die Gründe der Unterschiede im periimplantären Knochenabbau zwischen den unterschiedlich (un)wirksam desinfizierten /sterilisierten Abutments wurden bis heute nicht publiziert.“
Experten-Diskussion: Zahntechnische Aufbereitungs- und Reinigungsverfahren von Implantat-Aufbauten
Die klinisch notwendigen und praktisch sinnvollen Aufbereitungs- und Reinigungsverfahren von Implantat-Aufbauten werden stark diskutiert, wie oben bereits in der Problemstellung aufgezeigt. Grundsätzlich sind Abutments definitionsgemäß Medizinprodukte und bilden den Übergang vom Implantat durch das Weichgewebe in die Mundhöhle. Vor der Anwendung sollte daher eine Risikobewertung vorgenommen und beurteilt werden, ob die Implantat-Aufbauten entsprechend den Richtlinien des Robert-Koch-Instituts (RKI) als semikritisch (Kontakt mit Schleimhaut) oder kritisch (Durchdringung von Haut oder Schleimhaut und in Kontakt mit Blut bzw. inneren Geweben) eingestuft werden. Auf Basis von drei Thesen wurden bei der Experten-Diskussion acht zahntechnische Fragestellungen diskutiert und ein Status-Quo definiert.
DIE ERARBEITETE EXPERTEN-EMPFEHLUNG WIRD DEMNÄCHST VERÖFFENTLICHT UND AUF DER WEBSITE SOWIE IN DEN FACHMEDIEN PUBLIZIERT.
- Canullo L, Peñarrocha D, Clementini M, Iannello G, Micarelli C. Impact of plasma of argon cleaning treatment on implant abutments in patients with a history of periodontal disease and thin biotype: radiographic results at 24-month follow-up of a RCT. Eur J Oral Implantol, 2013; 6 (3), 251–260
- Esposito M. On cleaning and sterilisation of customised abutments and disappearing implant failures. Eur J Oral Implantol. 2013;6(3):211
- Kern, M. On the scientific evidence that the sterilisation of customized implant abutments is required. Eur J Oral Implantol. 2015;8(3):219
- Kommission für Krankenhaushygiene und Infektionsprävention am Robert-Koch- Institut. Anforderungen an die Hygiene bei der Aufbereitung von Medizinprodukten. Bundesgesundheitsblatt 44 (2001) 11 ; 1115-1126