Anja Liebermann, Reza Saeidi Pour, Stefan Frei, Otto Prandtner, Annett Kieschnick

Die sogenannten „major“- und „minor“-Chippings (Abplatzungen) der Verblendkeramik sind häufige Komplikationen bei vollkeramischen Restaurationen mit Zirkonoxidgerüsten. Bei größeren Abplatzungen kann der Austausch der betroffenen Restauration notwendig sein. Die digitale Verblendung bietet hier neue Möglichkeiten. Die digital erstellte Verblendung wird beispielsweise durch eine Sinterverbundtechnik mit dem Gerüst vereint.

Zirkonoxid und das Risiko von Chipping

Zirkonoxid – stabilisiert mit 3 mol% Yttrium (3Y-TZP) – bietet hohe mechanische Eigenschaften und eine hervorragende Biokompatibilität. Jedoch weist das Material auch Einschränkungen auf. Das opake Aussehen bringt in vielen Fällen die Notwendigkeit einer keramischen Verblendung mit sich und somit folglich das Risiko für Abplatzungen der Verblendkeramik. Verursacht wird das Chipping meist durch

  • eine Diskrepanz der Wärmeausdehnungskoeffizienten zwischen Verblendkeramik und Zirkonoxid,
  • fehlerhafte Brennparameter,
  • falsches Gerüstdesign oder
  • eine geringe Biegefestigkeit der Verblendkeramik (zirka 120 MPa).

Für das Vermeiden von Chipping werden verschiedene Techniken für das Verblenden mit Keramik beschrieben. Hierzu gehören:

  1. manuelle Verblendung mittels Pulver-Flüssigkeit,
  2. Überpress-Technik,
  3. Sinterverbund-Technik und
  4. adhäsives Verkleben.

Die erste Variante weist Nachteile durch eventuelle Porositäten innerhalb der Verblendung auf. In der Literatur wird zudem häufig vom Versagen bei der ersten und zweiten Methode (zirka 4 % bis 28 %) berichtet.

Digitale Verblendung 

Um die Problematiken zu lösen und das Risiko von Chipping zu reduzieren, wurden neue digitale Verblendmethoden entwickelt, wie z. B. das System Lava Digital Veneering (3M), die Rapid-Layer-Technology (VITA Zahnfabrik) und die CAD-on-Technik (Ivoclar Vivadent). Alle diese Systeme nutzen die Vorteile der computergestützten Konstruktion einer vollkonturierten Restauration in einem ersten Schritt (CAD). Anschließend werden die Daten in zwei Datensätze geteilt (File Splitting):

  • ein Datensatz für die computergestützte Fertigung (CAM) des Zirkonoxidgerüsts und
  • der andere für die CAM-Fertigung der entsprechenden Verblendmaterial-Komponenten.

Das erste System wurde für Einzelkronen entwickelt und verwendet eine separat gefräste, vorgesinterte Silikatkeramik-Verblendung. Ein Glaskeramik-Pulver („fusing ceramic“) wird verwendet, um das Verblendmaterial mit dem Zirkonoxidgerüst mithilfe eines Glaslotes (DCM hotbond fusio) zu fusionieren. Die zweite Technik verwendet Feldspatkeramik (Vita Mark II, VITA Zahnfabrik), die mit der Zirkonoxidgerüst-Oberfläche adhäsiv verklebt wird. Durch die direkte Verklebung sind jedoch keine Korrekturen des Verblendmaterials in Farbe oder Form durch weitere Brände möglich. Die dritte Technik verwendet Lithiumdisilikat-Rohlinge (IPS e.max CAD, Ivoclar Vivadent) mithilfe der CAD/CAM-Technologie, die anschließend mit einem niedrigschmelzenden Glaskeramikpulver mit dem Zirkonoxidgerüst verbunden werden. Beide letztgenannten Techniken erhöhen die mechanische Festigkeit und reduzieren das Chipping-Risiko im Vergleich zur konventionellen Verblendtechnik.

Die hier dargestellten Bilder zeigen verschiedene Sinterverbundtechniken mit zahntechnischen Abläufen anhand eines Patientenfalles (Zahnarzt: Dr. Reza Saeidi Pour, ZTM Otto Prandtner). www.rezottoproduction.com

Profilbild der Ausgangssituation.
Laterale präprothetische Ansicht.
Präparation des Pfeilerzahnes 16.
CAD-Konstruktion mit File-Splitting.
CAD-Schema des File-Splittings.
Sinterverbundtechnik im Pressvorgang.
Gegenüberstellung zweier Herstellungstechniken für die Verblendung bei der Sinterverbundtechnik. Linke Seite: Presstechnik. Rechte Seite: CAD/CAM-gestützte Fertigung.
Vorbehandlung des Zirkonoxidgerüstes mit nötiger Ausdünnung/Überarbeitung der Restaurationsränder. Im Anschluss erfolgt eine individuelle Charakterisierung mit einer hochfluoreszierenden Internal-Stain-Keramik.
Direktes Wax-up auf dem Zirkonoxidgerüst (links), vorbereitet zum Pressen (Mitte) und fertiggepresste Lithiumdisilikat-Schmelzstruktur (rechts).
Manuelles Verbinden beider Komponenten (Zirkonoxidgerüst) und Verblendkappe) mittels Glaslot nach beidseitigem Auftragen.
Beispielhafte Brennparameter für das Glaslot. Die Angaben aus der Herstellerinformation sollten eingehalten werden.
Restauration nach dem Verbund. Ein Nacharbeiten der Ränder für die Passung sowie das Ausstrahlen der Restauration (Reinigung) sind erforderlich.
Fertiggestellte Sinterverbundkrone.
Nach der definitiven Befestigung im Mund (Glasionomer-Befestigungszement)
Profilbild nach Eingliederung der Restauration.
Publikation Sinterverbundkrone

In einer Publikation geht das Autorenteam auf Lithiumdisilikat-Keramikverblendungen für Zirkonoxidgerüsten ein. Beschrieben werden die Möglichkeiten einer zuverlässigen, ästhetischen Verblendung im Seitenzahnbereich sowie die Option von Reparaturen bei ausgedehnten Abplatzungen konventioneller Verblendkeramiken. Zusätzlich zu den mechanischen Vorteilen der Sinterverbundkronen durch das Reduzieren von Abplatzungen kommt insbesondere die hochästhetische Wirkung der Restaurationen zum Tragen. Imitiert wird der natürliche Zahn mit einem Dentinkern in Form eines Zirkonoxidgerüstes und einem „Mantel aus Zahnschmelz“ aus opaleszierendem Lithiumdisilikat (HT Rohling). Daher kann das Vorgehen auch im Frontzahnbereich sehr gut angewendet werden.

Originalpublikation

Saeidi Pour R, Edelhoff D, Rafael CF, Prandtner O, Frei S, Maziero Volpato CA, Liebermann A. Combining Esthetic Layering and Lithium Disilicate Sintering Technique on Zirconia Frameworks: A Veneering Option to Prevent Ceramic Chipping. Int J Periodontics Restorative Dent. 2017;37(4):561-569. doi: 10.11607/prd.3043.