Wissen für Labor und Praxis: Zirkonoxid und Werkstoffkunde sind untrennbar

Zirkonoxid-Gerüste. Mit einem opaken Zirkonoxid (2. Generation) werden die verfärbten Stümpfe maskiert.

Die Werkstoffkunde ist im zahntechnischen Arbeitsalltag ebenso unentbehrlich wie in der zahnärztlichen Praxis. Betrachten wir nur die verschiedenen Zirkonoxid-Materialien, die auf dem Markt angeboten werden. Schnell wird deutlich, dass nur das einst erlernte Wissen längst nicht mehr ausreichend ist, um das ganze Potenzial von Zirkonoxid auszuschöpfen.

von Annett Kieschnick, Bastian Wagner und Nina Lümkemann

Die verschiedenen Varianten von Zirkonoxid weichen teilweise stark in Festigkeit und Transluzenz voneinander ab. Zudem unterscheiden sich die Materialien in der Zusammensetzung, der Gefügestruktur und in den daraus resultierenden mechanischen und optischen Eigenschaften, z. B. Biegefestigkeit/Bruchlast, Bruch- oder Risszähigkeit sowie Transluzenz. Je nach Indikation kann im Laboralltag das passende Material gewählt werden. Hierzu ist Werkstoffkunde-Wissen unerlässlich.

Für Zahnarzt und Zahntechniker sind werkstoffkundliche Details rund um Zirkonoxid wichtig, um z. B.

  • indikationsbezogen das passende Material auswählen zu können,
  • eine materialgerechte Vorbereitung (Präparation) vornehmen zu können,
  • eine materialgerechte Verarbeitung zu garantieren,
  • die gewünschten lichtoptischen Eigenschaften umsetzen zu können,
  • das optimale ästhetische Ergebnis zu erzielen,
  • das richtige Einsetzprotokoll zu wählen.

Fallbeispiel aus dem Laboralltag

Im vorliegenden Fallbeispiel wurden sechs Frontzähne im Oberkiefer mit vollkeramischen Kronen versorgt. Die Zahnstümpfe waren leicht verfärbt. Um die Verfärbungen zu maskieren, diente für die Gerüstkappen ein Zirkonoxid der 2. Generation (hohe Opazität, hohe Festigkeit). Die in anatomischer Kronenform reduzierten Gerüstkappen wurden anschließend individuell verblendet. Die angestrebte Zahnfarbe war relativ hell; die Kronen sollten eine natürliche Transluzenz ausstrahlen.

Der Balanceakt zwischen opakem Gerüstmaterial (verfärbte Stümpfe) und heller Zahnfarbe konnte sicher gegangen werden. Hierfür wurden die Gerüstkappen nach dem Sintern mit Dentinmasse (Bleach-Dentin) bestreut und anschließend gebrannt. Mit dieser Gerüstvorbehandlung konnte der Helligkeitswert der keramischen Restaurationen angehoben werden. Nützlicher Nebeneffekt: Es bilden sich feine „Mikroretentionen“ auf der Gerüstoberfläche, wodurch das auftreffende Licht diffus gestreut wird. Die Kronen wurden entsprechend dem festgelegten Schichtschema verblendet und fertiggestellt. Das Einsetzen in den Mund erfolgte – wie von der Werkstoffwissenschaft empfohlen – im adhäsiven Vorgehen.

Abb. 1 Sechs Frontzähne im Oberkiefer sollen vollkeramisch versorgt werden.

Abb. 2 Digitale Fotografie mit Polarisationsfilter zum Erkennen lichtoptischer Eigenschaften ohne Reflektionen

Abb. 3 Zirkonoxid-Gerüste. Mit einem opaken Zirkonoxid (2. Generation) werden die verfärbten Stümpfe maskiert.

Abb. 4 Bestreuen einer Gerüstkappe mit Dentinpulver (Bleach-Dentin)

Abb. 5 Die Gerüstkappen nach dem Brennen bilden einen idealen Farbuntergrund.

Abb. 6 Individuelle Verblendung mit Schichtkeramik

Abb. 7 Die vollkeramischen Kronen auf dem Modell wirken trotz opakem Zirkonoxid-Gerüst lebendig und haben die gewünschte Transluzenz

Abb. 8 Die Zirkonoxid-Kronen wurden adhäsiv im Mund eingegliedert (stoffschlüssiger, stabiler Verbund).

Fazit
Auf dem 1.TEAM-DAY des EADT e.V. werden die Referenten eine Vielzahl von Fakten rund um Zirkonoxid darlegen und über ihrer Erfahrung sprechen. Der Vortrag von Bastian Wagner und Nina Lümkemann bringt die Symbiose aus Labor, Dentaltechnologie und Werkstoffwissenschaft näher.

SAVE THE DATE

Montag, 20. November 2024
16:00 bis 18:00 Uhr

TEAM-Talk

für Zahnmedizin, Zahntechnik, Dentaltechnologie, Wissenschaft