Zirkonoxid in Praxis und Labor: Update 2024

Natürlich ist Zirkonoxid längst kein Geheimtipp mehr, überrascht aber immer wieder mit neuen Entwicklungen und Perspektiven. Im Zentrum des TEAM-Talks #6 „Zirkonoxid in Praxis und Labor – Update 2024″ standen daher vier Schlüsselfragen, die aus den diversen Blickwinkeln der Zahnmedizin, Zahntechnik, Werkstoffkunde und Dentalindustrie erörtert wurden.

Die Aufzeichnung des TEAM-Talks #6 ist als Video frei zugänglich, um zu informieren und zu inspirieren. Wir danken allen Teilnehmenden für ihre aktive Beteiligung und die bereichernde Diskussion.

Was unterscheidet ein Zirkonoxid der 3. Generation von einem der 5. Generation?

Die Unterscheidung zwischen Zirkonoxid der 3. und 5. Generation beruht auf einigen wesentlichen Eigenschaften:

TEAM-Talk Diskussion

In der Diskussion wurde ein wesentliches Manko in der Kommunikation seitens einiger Hersteller kritisch betrachtet. Es geht um fehlende Angaben über verschiedene Festigkeitswerten bei Multi-Generationen-Zirkonoxid. Anwender stehen vor der Herausforderung, Produkte objektiv bewerten und für ihre Anforderungen auswählen zu wollen. Dies erweist sich oft als schwierig, insbesondere wenn Hersteller lediglich Durchschnittswerte für den gesamten Rohling angeben, ohne auf spezifische Werte der einzelnen Schichten einzugehen. Dies wird als unzureichend und sogar irreführend empfunden. Der Durchschnittswert vermittelt keinen realistischen Einblick in die Leistungsfähigkeit mehrschichtigen Zirkonoxids. Es ist viel wichtiger zu wissen, wie sich die einzelnen Schichten – sei es aus 3Y-TZP, 4Y-TZP oder 5Y-TZP – in Bezug auf ihre Festigkeit verhalten. Dies stellte einen Aufruf an die Hersteller dar. Nur durch detaillierte Informationen können Anwender fundierte Entscheidungen treffen, Produkte auswählen, die sowohl den ästhetischen als auch den funktionellen Anforderungen gerecht werden, aber vorallem die Restaurationen sicher und langzeitstabil in der Ronde positionieren.

Welchen Einfluss hat das High-Speed-Sintern?

Der konventionelle Sinterprozess von Zirkonoxid, der oft mehr als sieben Stunden dauert, kann in bestimmten Situationen eine Einschränkung darstellen. Das High-Speed-Sintern bietet hier eine effiziente Lösung mit einigen Vorteilen, z. B.

Technologisch ermöglicht wird das High-Speed-Sintern durch spezielle Sinterparameter, die eine Verkürzung der Sinterzeit auf bis zu 30 Minuten erlauben, ohne die Eigenschaften des Zirkonoxids negativ zu beeinflussen. Wichtig ist jedoch die Verwendung von speziell für das High-Speed-Sintern freigegebenen Zirkonoxidrohlingen sowie speziellen Sinteröfen. Derzeit sind zwei verschiedene Arten von Sinteröfen für das High-Speed-Sintern auf dem Markt, die sich technologisch grundlegend unterscheiden. Eine genaue Betrachtung der zugrunde liegenden Technologie wird empfohlen.

TEAM-Talk Diskussion

Die Diskussion über mögliche Veränderungen der lichtoptischen Eigenschaften durch das High-Speed-Sintern zeigte ein interessantes Spannungsfeld zwischen subjektiven Erfahrungen und wissenschaftlichen Erkenntnissen. Einige Teilnehmende äußerten die Befürchtung, dass sich die lichtoptischen Eigenschaften beim High-Speed-Sintern verändern könnten, insbesondere bei großvolumigen Brückengliedern. Diese Bedenken beruhen jedoch auf persönlichen Erfahrungen oder Erwartungen und nicht auf objektiven, wissenschaftlich fundierten Daten. Wissenschaftliche Untersuchungen zeigen, dass keine signifikanten Veränderungen der lichtoptischen Eigenschaften von Zirkonoxid durch das High-Speed-Sintern zu erwarten sind. Aber … ein wichtiger Punkt ist die regelmäßige Kalibrierung und Reinigung der Sinteröfen. Unzureichende Wartung kann zu ungleichmäßigen Sinterergebnissen führen, die u. a. die lichtoptischen Eigenschaften beeinträchtigen können. Außerdem müssen die Rohlinge, die für das High-Speed-Sintern zugelassen sind, speziell farblich eingestellt werden, nur dann stimmen die lichtoptischen Eigenschaften nach dem Sintern.

Wie sollten Zirkonoxid-Restaurationen befestigt werden und was ist zu beachten?

Kleben oder Zementieren – jede Methode hat ihre Anforderungen und Vorteile. Die adhäsive Befestigung (Kleben) erhöht die Gesamtstabilität der Restauration und bietet ästhetische Vorteile. Sie ist jedoch technisch anspruchsvoll und erfordert eine sorgfältige Anwendung. Für die adhäsive Befestigung von Zirkonoxid sind Phosphatmonomere (MDP) im Befestigungssystem entscheidend. Diese verbessern den Haftverbund zwischen Zirkonoxid und Befestigungsmaterial. Es ist auf einen hohen Reinheitsgrad des MDP zu achten, da Verunreinigungen die Verbundfestigkeit beeinträchtigen. Eine Zementierung wird häufig bei ästhetisch weniger anspruchsvollen Restaurationen eingesetzt und/oder wenn die Voraussetzungen für eine adhäsive Befestigung (z. B. Trockenlegung, Präparationsdesign) nicht gegeben sind. Zemente sind in der Anwendung weniger techniksensibel. Bei Brücken wird grundsätzlich eine adhäsive Befestigung empfohlen.

TEAM-Talk Diskussion

Die Diskussion über die adhäsive Befestigung hat gezeigt, dass trotz der vielen Vorteile dieser Methode ein Debonding (Ablösung der Restauration) auftreten kann. Dieses Problem wird vor allem auf die Techniksensitivität der adhäsiven Befestigung zurückgeführt. Bereits geringe Abweichungen von den Herstellerangaben können das Risiko eines Debondings erhöhen. Es wurde darauf hingewiesen, das Verfallsdatum der Materialien zu beachten und keine Materialien zu verwenden, deren Verfallsdatum überschritten ist – kompromisslos. Auch die Lagerung der Materialien beeinflusst deren Wirksamkeit. Um optimale Ergebnisse zu erzielen, müssen die Herstellerangaben (Temperatur, Luftfeuchtigkeit, Lichtexposition) eingehalten werden. Darüber hinaus wurde empfohlen, mit dem Materialsystem eines einzigen Anbieters zu arbeiten. Die Produkte eines Anbieters sind in der Regel aufeinander abgestimmt, was die Kompatibilität erhöht und das Risiko von Problemen wie Debonding verringert.

3D-Druck und Zirkonoxid: Wie ist der aktuelle Stand?

Eines der aktuellsten Themen in der dentalen Werkstoffkunde ist derzeit der 3D-Druck von Zirkonoxid. Der gegenwärtige Stand spiegelt eine spannende Phase der technologischen Entwicklung und klinischen Erprobung wider. Hier einige Punkte zusammengefasst.

Es scheint jedoch eine Frage der Zeit zu sein, bis die additive Fertigung von Zirkonoxid eine breitere Anwendung findet.

TEAM-Talk Diskussion

Die Diskussion zum Thema zeigte deutlich, dass die Erwartungen an diese Technologie hoch sind. Einer der größten Vorteile des 3D-Drucks ist die Möglichkeit, komplexe geometrische Strukturen präzise anzupassen. Theoretisch ist nahezu jede Geometrie realisierbar, was insbesondere bei komplexen Fällen von Vorteil sein kann. Im Gegensatz zum Fräsen, bei dem die Geometrie begrenzt ist, ermöglicht der 3D-Druck die Herstellung von Restaurationen auch bei schwierigen Präparationswinkeln; ohne Fräser-Radius-Korrektur. Ein spannender Aspekt ist auch die potenzielle Möglichkeit, verschiedene Arten von Zirkonoxid in einer Restauration zu kombinieren. Dadurch könnten unterschiedliche Festigkeiten, Transluzenzen oder Farben in einem Werkstück erzielt werden.

… und im Mund

Schlussfolgerung

Und so stellte der TEAM-Talk #6 wieder eine Plattform für den Austausch von Wissen und Erfahrungen dar. Die lebhaften Diskussionen zeigten, dass eine kontinuierliche Forschung und Entwicklung sowie eine enge Zusammenarbeit zwischen Praxis, Labor, Wissenschaft und Dentalindustrie unerlässlich sind. Dieser interdisziplinäre Austausch ist charakteristisch für den EADT e.v.

Hinweis zum On-Demand-Video

Für alle, die den TEAM-Talk #6 verpasst haben oder die Diskussionen noch einmal Revue passieren lassen möchten, steht die Aufzeichnung jetzt als On-Demand-Video zur Verfügung. Wir laden Euch herzlich ein, sich diese informative und inspirierende TEAM-Talk-Episode anzusehen.

SAVE THE DATE

Montag, 20. November 2024
16:00 bis 18:00 Uhr

TEAM-Talk

für Zahnmedizin, Zahntechnik, Dentaltechnologie, Wissenschaft